Einschlägig

Titelbild (Porträt)

PVERVM COLLECTIO


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                   EINSCHLÄGIG

 

memento homo qvia pvlvis es et in pvlverem reverteris

 

Bedenke Mensch dass Du aus Staub bist und wieder zu Staub wirst, so der deutsche Sinn des alten Lateins, aktuell wie eh und je, doch einer will es nicht wahrhaben: Der zu Beginn neunundzwanzigjährige Ich-Erzähler ist seit langem fixiert. Einschlägig, geradezu besessen kreisen seine Gedanken nur um das Eine, die Erfüllung seiner namenlosen Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit im bis dato unerreichten und glorifizierten intimen Akt mit einem anderen Menschen. Stolz und zutiefst bestürzt allein schon durch das hässliche Wort „schwul“, landet er nach Jahren der Selbstverleugnung wo er landen muss: in einschlägigen Lokalen.

Zu seiner Überraschung findet er schon bald einen Typen nach dem anderen bereit „es zu tun“, und jedesmal ists das Gleiche: Alkohol, und dann ab in die Kiste, ein wenig Euphorie, aber in der Regel erschreckend unromantisch. Der Erzähler erlebt alles nur schemenhaft und fühlt beim Intimverkehr nichts, er beobachtet sich wie in einem Kinofilm. Er schämt sich für eigene Unzulänglichkeiten und überspielt sie, seziert aber die Schwächen derjenigen, mit denen er verlegenheitshalber oder gar widerwillig angekommen ist, und hebt diejenigen blindlings in den Himmel, die ihn optisch/ästhetisch magisch anziehen und in ihrer vermeintlichen Unschuld und Reinheit wie Heilige erscheinen.

Technisch gesehen findet sich in der Erzählung die Schilderung eines „Betthasen“ nach dem anderen, am Ende übersichtlich zusammengefasst in der „puerum collectio“, die gesamt ein starkes Bild ergeben, sich aber auch einzeln betrachtet gut lesen lassen. Traurig, aber auch lustig ist das Selbstbildnis des Erzählers. Wie in anderen Texten von Poppmeier wird auch in Einschlägig mit Sprache spielerisch, träumerisch, und doch formal umhergewandelt, so dass sich aus dem Zusammenhalt aller Zeilen wiederum eine sogähnliche Wirkung ergibt.

Mit dem noch unveröffentlichten Einschlägig, geschrieben zum Herbstbeginn 2002, streift der Erzähler nicht nur privatim durch die Stadt Wien (kurz auch Graz, München und Berlin) und die sogenannte „Szene“, sondern legt der Autor auch generell Zeugnis über seine Zeit und sein Land ab, so dass damit ein historischer Beitrag zur – teils notgedrungenen – Zwangslage Homosexueller vorliegt.

Das Umschlagbild ist ein Porträt (Zeichnung) des Autors von Erika Wolf-Rubenzer aus 1999. Es zeigt einen jungen Mann mit einem Balken im Gesicht, quer über die Augen, was eben für die blinde Fixiertheit steht (so lautet auch die amerikanische Übersetzung Fixed). Der Fortsetzungsband ist die zur Novemberdepression 2004 abgefasste Wende (Turnaround).

 

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